Otto Weerths wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Land Lippe hatte Weerth zwar während seiner Studienzeit mit einer archäologischen Veröffentlichung „Über das Sachsenlager am Tönsberge“ begonnen. Für die folgenden Jahre ist dem Werkverzeichnis Otto Weerths zu entnehmen, dass er sich schwerpunktmäßig mit den geologischen Gegebenheiten Lippes beschäftigte. Später wandte er sich den regionalgeschichtlichen und archäologischen Themenfeldern zu.
Geologische Arbeiten
Wie die Lippische Landeszeitung berichtete, hatte sich Otto Weerth im Juni 1881 mit einem Vortrag „Über eine Sammlung von Geschieben aus einer Tonablagerung bei Detmold“ an einer Generalversammlung des Naturhistorischen Vereins für Rheinland und Westfalen in Oeynhausen beteiligt. Wie aus dem Artikel hervorgeht, erhob sich nach einer längeren Diskussion kein Widerspruch zu den Aussagen seines Vortrags. Die Niederschrift des Vortrags für das Korrespondenzblatt des Vereins wurde jedoch „durch vielfache drängende Arbeiten verhindert“, so dass er den Beitrag nachträglich erst im August 1881 abschicken konnte.
Nach diesen grundlegenden Arbeiten setzte er seine geologischen Studien ab dem Jahr 1904 fort. In diesem Jahr veröffentlichte er einen Artikel zum „Bergbau bei Falkenhagen“. Diese Abbaustätte von Schwefelkies rückte vermutlich in den 1920er Jahren im Zuge der Suche nach Bodenschätzen wieder in den Vordergrund. Weerth untersuchte die Lagerstätte genauer und stellte fest, dass sie dem Falkenhagener Liasgraben zugehört, der bei „Polle an der Weser [...beginnt und sich] mit Unterbrechungen in westsüdwestlicher [Richtung] bis in die Gegend von Oeynhausen-Himmighausen“ fortsetzt. Besonders die Suche nach Kalisalz (=Steinsalz) wurde von der Lippischen Landesregierung angestrengt betrieben. Man hoffte wertvolle Lagerstätten zu finden um so die angespannte finanzielle Lage der Landeskasse aufbessern zu können. Wie Erich Kittel feststellte, kostete diese Suche 1,8 Millionen Mark. Auf Grund seiner profunden geologischen Kenntnisse fungierte Otto Weerth als Berater der Regierung. Dennoch musste Weerth im Jahr 1921 konstatieren, dass Lippe wohl über keine Kalisalzvorkommen verfüge. Dies vor allem darum, weil „so weit westlich“ noch keine Vorkommen bekannt waren. Weerth zufolge hätte „einige Aussicht auf Erfolg [...] aber möglicherweise eine Bohrung auf dem Bellenberge“ gehabt. Ob in der Folge an dieser Stelle Bohrungen unternommen worden sind, ist unklar.
In der im Jahr 1929 erschienen „Geologie des Landes Lippe“, die den Abschluss seiner geologischen Arbeiten bildet, stellte Weerth fest, dass sich der Abbau von Kalisalzen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten in Lippe nicht rechne. Diese Arbeit knüpfte an die geognostische Beschreibung des Fürstentums Lippe aus dem Jahre 1890 an und stellte die neuesten Forschungsergebnisse nach den vorgenommenen Bohrungen dar. Otto Weerth begründete diese Arbeit damit, dass er es „für nützlich gehalten [habe], eine zusammenfassende Übersicht über die geologischen Verhältnisse unseres Landes zu geben.“
Über Weerths Leistungen auf dem Gebiet der Geologie schreibt Karl-Alexander Hellfaier: „...aus ihnen ragt als Ergebnis seiner musealen Sammlungsarbeit das geologische Tafelwerk über die Fauna des Neocomsandsteins heraus, ein noch heute maßgeblicher Beitrag zur international verbindlichen Klassifikation der kreidezeitlichen Fossilien“. In diesem Tafelwerk finden sich einige nach Weerth benannte Fossilien aus dem Hohnsberg bei Bad Iburg. [Zur aktuellen Forschung siehe: Geologie und der Abbau von Bodenschätzen im Gebiet der heutigen Stadt Bad Iburg.
Neben seinen Forschungen über die geologischen Gegebenheiten des lippischen Raumes hatte er sich bereits ab Mitte der 1880er Jahre auch der Regionalgeschichte seiner Heimat gewidmet. So verfasste er ab 1885 Abhandlungen über „Das angebliche Römerlager und das Knochenfeld in der Stapellager Schlucht“ sowie über „Die Veme oder das Freigericht im Bereich des Fürstentums Lippe“. Damit begann eine kurze Schaffensphase, in der er in erster Linie Quellenforschung betrieb. Um die Bandbreite seiner hieraus entstandenen regionalhistorischen Beiträge darzulegen, seien hier beispielhaft die Arbeiten über „Die Grafschaft Lippe und der siebenjährige Krieg“, über einen „Lemgoer Hexenprozeß aus dem Jahr 1654“ oder „Das Fürstentum Lippe 1789-1889“ genannt. Wohl im Zuge dieser thematischen Schwerpunktverlagerung der historischen Forschung wurden zu Beginn der 1890er Jahre auch innerhalb des Vereins Überlegungen angestellt, wie Vorgeschichte, mittelalterliche und frühneuzeitliche Geschichte besser repräsentiert werden könnten.
Auf der Generalversammlung am 18. Mai 1892 wurde schließlich vom Verein eine Unterabteilung für Altertumskunde, Kunst und Gewerbe gegründet. Sie sollte die Exponate aus diesen Sammlungsgebieten des Vereinsmuseums betreuen und sich auch um die weitere Ausarbeitung der Sammlung kümmern. Große Teile dieser Sammlung sind nach der Lippischen Gewerbeausstellung von 1881, bei der Otto Weerth eine Ausstellung lippischer Altertümer organisierte, dem Museum geschenkt worden. Als Konservator des Museums gehörte Otto Weerth dieser Unterabteilung an und forcierte die weitere Ausgestaltung. Im Jahr 1893 stellte Weerth in der Landeszeitung die Ausstellungsordnung der Abteilung vor. Eine der Aufgaben dieser Abteilung bestand darin, die gemäß der „Verordnung, das Nachgraben von Todten-Urnen und sonstigen Alterthümern betreffend“ aus dem Jahr 1821, im Vereinsmuseum angesammelten Funde aufzubewahren. Nach Gründung der Unterabteilung gingen dieser zahlreiche Schenkungen von lippischen Bürgern zu. Darüber hinaus wurde die Sammlung durch archäologische Grabungen erweitert, die Weerth zum Teil „mit dem führenden Archäologen Deutschlands“, Carl Schuchhardt, durchführte.
Im Jahre 1898 trat Schuchhardt an Otto Weerth heran, ob dieser für ihn bei der Fürstlichen Regierung um eine Grabungserlaubnis nachfragen könne. Schuchhardt benötigte eine solche für Lippe, um seinen „Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen“ vervollständigen zu können. Weerth ersuchte daraufhin in einem Brief vom 7. Juni 1898 die fürstliche Regierung um eine Genehmigung. Er wies darauf hin, dass „sicher niemand mehr als Schuchhardt qualifiziert ist, derartige Untersuchungen mit Verständnis und Erfolg vorzunehmen“. Gleichzeitig empfahl er der Regierung die Erteilung einer Grabungserlaubnis „an die Bedingung zu knüpfen, daß derartige Sachen, welche bei der Grabung zu Tage gefördert werden, dem hiesigen Museum zu verbleiben haben.“ Die Regierung erteilte ihre Erlaubnis für Grabungen an der Herlingsburg, bei Altschieder und in der Dörenschlucht.
Durch berufliche Verhinderungen Schuchhardts konnte jedoch erst im Sommer 1899 mit den Grabungen in Alt-Schieder begonnen werden. Weerth setzte die Dauer der Grabung auf 8-14 Tage an. Carl Schuchhardt informierte die lippische Regierung, dass er „am Montag dem 17. d.M. früh 7 Uhr [...] im beisein von Prof. Dr. O. Weerth“ in Alt-Schieder zu graben beginnen wolle. Bereits im September konnte Weerth die Regierung über ihre gewonnenen Ergebnisse in Kenntnis setzen. Er schrieb, es sei „von besonderem Interesse [...das] mit Mauern, Wall und Graben umgebene Lager von Alt-Schieder, von dem durch die bei der Ausgrabung zahlreich zu Tage geförderten Gefässcherben festgestellt ist, dass es der Karolingischen Zeit angehört.“ Da weitere Funde zu erwarten seien, bat er die Regierung, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen und ihm Grabungen in den Herbstferien Anfang Oktober zu bewilligen. Einige Tage später gewährte die Regierung 300 Mark für diese Arbeiten.
Über die Verwendung dieser Geldmittel berichtete Weerth im Oktober unter Beilage einer Skizze des Lagers, von dem Schuchhardt vermutete, dass es sich um ein Lager aus der Zeit Karl des Großen gehandelt habe.
Er gibt die Seitenlängen des Lagers mit 200x300m an. Das Lager sei von einem Spitzgraben umgeben gewesen und habe außerdem noch einen Wall mit Mauer und zwei Toren gehabt. Hinweise auf einen römischen Ursprung des Lagers habe man nicht gefunden, ebenso wie man keine Münzen und Waffen gefunden habe. Es seien jedoch viele Tonscherben gefunden worden, deren rotbraune Bemalung auf eine Brennerei des 8. Jahrhundert in der Nähe von Bonn hinwiesen. Es ließen sich aber auch Funde aus dem Spätmittelalter verzeichnen. Eine genauere Analyse könnten allerdings nur weitere Grabungen ermöglichen.
Im März 1900 suchte Weerth bei der Regierung stellvertretend für Schuchhardt wieder um eine Grabungserlaubnis nach. In diesem Jahr wollte Schuchhardt mit Weerth an der Grotenburg graben, um die Anlage der Burg zu datieren. Weerth beantragte für dieses Unternehmen eine Grabungserlaubnis für mehr als ein Jahr. Die ersten Grabungen konnten im Juli aufgenommen werden. Im August aber musste Weerth der Regierung berichten, dass sie noch „keinerlei nennenswerthes Resultat ergeben“ hätten.
Im Herbst 1900 wandte sich Weerth Ausgrabungen an der Uffoburg bei Bremke zu. Der Regierung gab er eine Beschreibung der Burg und vermutete, dass diese wahrscheinlich im 9. Jahrhundert, jedoch bestimmt nicht bis zum Spätmittelalter genutzt wurde. Genauere Untersuchungen wolle er in den nächsten Jahren fortsetzen. Bis 1903 muss er seine Erforschungen weitestgehend beendet haben, denn im ersten Band der „Mitteilungen aus der lippischen Geschichte und Landeskunde“ findet sich sein Aufsatz über „Die Uffenburg bei Bremke“. Hierin erläutert er die Geschichte der Burg sowie ihre Anlage und Bedeutung. Abgeschlossen seien die Grabungen zwar noch nicht; aber wie Weerth feststellte, sei ein „Olympia oder Pergamon“ auch nicht zu erwarten. Dennoch versprach er sich aber einen kleinen Wissenszuwachs.
Dieser Text ist ein Auszug aus: Otto Weerth. In: Lippische Mitteilungen 2002, S. 265-331. Fußnoten finden Sie dort.
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